Veni, vidi, vici – Kickers kam, sah und siegte
Matchbericht FC Kickers - AC Taverne 27.05.2017 (1:0) 3:0
Veni, vidi, vici – Kickers kam, sah und siegte
Ja, sie glänzt die Haut. Als wäre man gerade eben erst aus der Dusche gestiegen. Schweiss rinnt die Stirn hinunter. Das T-Shirt klebt auf der Haut. Der Hals ist trocken, man streckt die Arme aus und winkt nach einer Trinkflasche. Wasser. Viel Wasser. Bitte!
Sie waren unangenehm, diese Temperaturen und die Tessiner. Wie immer, wenn sie in die Innerschweiz reisen, aber an diesem Samstag gab es für Sie auf Tribschen nichts zu holen. Komisch, denn im Tessin ist man sich die hohen Temperaturen mehr gewohnt als in Luzern.
In den ersten Minuten des Spiels tastete man sich gegenseitig ab. Kickers versuchte jedoch ein frühes Pressing gut zwanzig Meter vor der Mittellinie aufzuziehen und die Spieler von Taverne dadurch an einem geordneten Spielaufbau zu hindern. Besonders die linke Seite von Kickers arbeitete zu diesem Zeitpunkt äusserst konsequent, wodurch der eine oder andere Ball von einem Tessiner an einen Kickers-Spieler verloren ging. Es waren bissige und zähe Minuten zu Beginn des Spiels. Bissig präsentierten sich auch die Spieler von Kickers, was sich anhand der geführten Zweikämpfe zeigte. Viele fanden erst ein Ende, nachdem der Schiedsrichter auf Foul entschieden hatte.
Nach zehn Minuten kam auch der AC Taverne zunehmend besser ins Spiel. Ähnliche wie Kickers zu Beginn der Partie begann man die Heimmannschaft zunehmend zu belagern und ein hohes Pressing aufzuziehen. Es war augenscheinlich, dass dieses Pressing der Heimmannschaft nicht entgegenkam und man vermehrt Ballverluste in der Vorwärtsbewegung beklagte. Auch die erste vielversprechende Chance liess lange auf sich warten, bis zur 13. Minute, als Filipe Rodrigues von einem direkten Zuspiel profitierte und auf Mateo Peric auflegte. Eben dieser vermochte die Grosschance aber nicht zu nutzen, und legte sich den Ball zu weit vor. Kurze Zeit später schepperte es an der Torquerlatte von Taverne. Und nun begannen sich die Chancen für Kickers zu häufen. Am Ursprung standen immer wieder schnelle, steile Zuspiele auf Leandro Tiago. Daneben liessen auch Maurice Maumar und Yahia Abaidia die Torgefahr von Kickers aufblitzen. Unglücklich agierte man in der 24. Minute, als Leandro Tiago ein weiteres Mal den Ball für Maurice Maumar auflegte, dieser aber am eigenen Mitspieler scheiterte, der sich beim Abschluss unglücklich dazwischenstellte.
Für Torgefahr der Gastmannschaft sorgten, über das gesamte Spiel betrachtet, vor allem Standardsituationen. Zu oft scheiterte das Gastteam an einem Körperteil eines Spielers in den Reihen von Kickers, der sich in letzter Sekunde in den Ball werfen und somit die Aktion unterbinden konnte. Obwohl schöne Kombinationen und Ballstafetten auch auf Seiten der Tessiner beobachtet werden konnten, zu verspielt traten sie am Ende auf, um tatsächlich für Torgefahr zu sorgen.
Dass die Emotionen nicht nur auf dem Platz, sondern auch daneben zu überhitzen drohten – nicht nur aufgrund der Temperaturen - zeigte sich kurz vor der Pause. Als es vor der Kickers-Spielerbank zu mehreren intensiv geführten Diskussionen zwischen Spielern, Trainern und Schiedsrichtern kam. Kurze Verschnaufpause bitte. Und dann war es wiederum eines dieser steilen Zuspiele in die Spitze von Kickers, das ein erstes Ausrufezeichen hinter den Aufstiegskampf zu setzten vermochte. Leandro Tiago wurde mustergültig von Mateo Peric bedient, blickte auf und schloss mit einem satten flachen Schuss ab: 1:0 für Kickers.
Dieses Tor zum 1:0 schien Kickers für die zweite Halbzeit beflügelt zu haben. Man gestand dem Gegner weniger Raum zu und rückte ihm sprichwörtlich auf die Füsse. Dass die Konzentration bei 30°C kurzzeitig auch für einmal abhanden ging, zeigte sich in der 54. Minute, als Marko Brzovic ein unglücklicher Rückpass auf den Kickers-Torhüter Eldin Beganovic unterlief. Dass Beganovic aber auf dem Posten war, zeigte er, in dem er wie eine Gazelle aus dem Tor sprintet und den Ball auf die Tribüne drosch. Es waren Sekunden, die der Heimmannschaft eine kurze Verschnaufpause gewährten. Beganovic sollte die gleiche Aktion bis zur 90 Minute noch weitere drei Male wiederholen. Nur drei Minuten später war es wiederum Eldin Beganovic, der im Mittelpunkt des Geschehens stand. Nach einem Eckstoss für Taverne faustete er den Ball weg, dabei traf er noch einen Teil des Gesichts eines Tessiners. Dieser musste in den Minuten danach kurz gepflegt werden, konnte aber weiterspielen.
Wer das Play-Station-Game Fifa kennt, sah sich in der 58. in dieses Spiel hineinversetzt. Ungläubig langte man sich an den Kopf. Zuerst war es Yahia Abadia, der abzog und am Pfosten scheiterte, der Nachschuss landete vor den Füssen von Maurice Maumar, der ebenfalls zum Schuss ansetzte, und den Pfosten auf der anderen Seite traf. Wie in einem Flipperkasten sprang der Ball von einer Metallumrandung zur nächsten. Und dann kam er: Filipe Rodrigues. Es war fast schon frech, wie er diesen Ball aus gut 20 Metern ins obere linke „Ängali“ der Tessiner schmetterte. Und es war tatsächlich ein Schmettern. Kein Schuss. Nein, ein Geschoss. Es wäre durchaus spannend gewesen, hätte man die Geschwindigkeit des Geschosses gemessen. Rodrigues war bis zu diesem Zeitpunkt immer wieder durch schnelle Angriffe über die rechte oder linke Seite positiv in Erscheinung getreten.
In der 61. Minute eröffnete sich Kickers wiederum eine Grosschance. Nach einem Doppelpass mit Maurice Maumar stand Marco Brzovic alleine vor dem Tor von Taverne. Behielt aber keine Nerven und schoss rechts am Pfosten vorbei. Es wäre wohl das definitive Ende für die Tessiner gewesen- angesichts der hohen Temperaturen und dem 2:0-Torerückstand.
In der Folge brachte sich Kickers selbst in Gefahr, als eine weitere Standardsituation in Form eines Eckballs fast für den 1:2-Anschlusstreffer gesorgt hätte. Beganovic klärte aber im ersten Moment mirakulös, postwendend kam der Ball aber zurück und konnte nur noch kurz vor der Linie von Sascha Kokanovic weggeschlagen werden. In dieser Phase des Spiels zeigte sich, dass die Kräfte und Konzentration langsam schwanden. Aber längst nicht bei allen. Der Torschütze zum 2:0 war es, der ein weiteres Mal auf sich aufmerksam machte und den Ball mit viel Gefühl zur Mitte brachte, wo Leandro Tiago an den Ball kam, diesen aber zu wenig placiert in die Mitte des Tores köpfelte und dadurch am Torhüter scheiterte. Eben jener Spieler war es, der den Ball kurze Zeit später mit viel Gefühl auf den Aussenverteidiger Marco Kistler spielte. Dieser liess sich nicht zwei Mal bitten und nahm den Ball volley ab und setzte das letzte Ausrufezeichen an diesem heissen Samstag Nachmitttag: 3:0 für Kickers.
Die Verzweiflung über den Ausgang des Spiels zeigte sich am Ende bei den Tessinern dadurch, dass man mehrere Versuche unternahm, den Ball aus weiter Distanz doch noch im Tor unterzubringen. Ohne Erfolg. Mit dem Sieg gegen Taverne übernahm Kickers die Tabellenspitze. Das erste Mal steht man in dieser Saison ganz oben. Es bleibt zu hoffen, dass dies bis am Ende der Saison so bleiben wird.
Aufstellung: Beganovic Eldin, Presas Abreu Joao Ricardo, Luca Glatt, Kokanovic Sascha, Kistler Marco, Abaidia Yahia, Brzovic Marko, Manuel Maumar Mauricio, Peric Mateo, Nunes Coelho Leandro Tiago, Rodrigues Almeida Filipe
Ersatz: Opoku Daniel, Quinido Luc, Grüter Martin, Vono Vincenzo, Barrios Aneas Eloy, Kisungu Kevin, Fischer Philippe
Tore : 44. Leandro Tiago Nunes (FC Kickers), 58. Filipe Rodrigues (FC Kickers), 87. Marco Kistler (FC Kickers)
Bericht: Marjana Ensmenger
Hier gibt es noch Video mit den Toren zum Spiel: