Zwei Punkte in letzter Sekunde verloren
Matchbericht FC Langenthal – FC Kickers Luzern (0:0) 1:1
Zwei Punkte in letzter Sekunde verloren
Sie waren lange, die letzten vier Minuten der Nachspielzeit. Zu lange für die Kickers, die mit dem letzten Angriff des Gastgebers noch den 1:1-Ausgleichstreffer hinnehmen mussten. Die Enttäuschung, sie war nach dem Schlusspfiff riesig – vorerst.
Das Thermometer zeigte an diesem heissen Sonntagnachmittag gegen 28°C im bernischen Oberaargau. Deshalb war die Devise vor dem Spiel gegen Langenthal klar: Energie sparen, geduldig agieren und gegen Ende des Spiels zuschlagen. Den ersten Punkt wussten beide Mannschaften umzusetzen. Die Kickers hatten über das ganze Spiel betrachtet mehr Offensivaktionen. Einmal mehr gelang es aber nicht, an den Führungstreffer in der 58. Minute durch Yahia Abaidia anzuknüpfen. Aber der Reihe nach.
Bereits in der zweiten Minute lancierte Till Fischer Leandro Coelho Nunes. Dieser legte sich den Ball aber zu weit vor, so dass die Torchance gleichwohl wieder vereitelt wurde. Langental liess den Gegner in den ersten Minuten anrennen. Und beim diesem Anrennen blieb es zumeist. Langenthal wusste, wie man den Gegner zwar kommen liess, schloss die Räume in der Gefahrenzone aber gut. Anstatt in die Box des Gegners vorzurücken, unterliefen den Kickers immer wieder ärgerliche Ballverluste, denen ungenaue Zuspiele auf den Mitspieler zugrunde lagen.
Langenthal musste seinerseits bis zur neunten Minute warten, ehe es ein erstes Mal gefährlich vor dem Gehäuse von Kickers-Torhüter Eldin Beganovic wurde. Nach einem Eckball wurde der Ball zu wenig konsequent aus dem Elfmeterraum der Kickers geklärt, so dass ein Langenthaler an den Ball kam und diesen auf das Tor brachte. Kevin Kisungu klärte in extremis. Auf der anderen Seite musste Sascha Studer gegen Sandro Villiger klären, als dieser in der 20. Minute von Leonardo Würmli in die Tiefe angespielt wurde. Studer konnte Villigers Abschlussversuch noch knapp um den Pfosten lenken.
Geprägt von den heissen Temperaturen machten sich Ermüdungserscheinungen auf beiden Seiten bemerkbar. Bei Langenthal, indem man den Gegner immer wieder anrennen liess, selber das Spieldiktat aber nie richtig in die Hände zu nehmen wusste und bei Kickers, indem Angriffe immer wieder im Sand verliefen, weil die Konzentration zuweilen abhandenkam. So plätscherte das Spiel in der ersten Halbzeit regelrecht dahin. Langenthal wartete immer wieder auf Konter-Gelegenheiten, Kickers andererseits versuchte dem Spiel den eigenen Stempel aufzudrücken, beides misslang.
In der 37. Minute war es wiederum der Gast aus Luzern, der gefährlich in Erscheinung traf. Würmli erkämpfte sich im Mittelfeld den Ball, nahm Tempo in Richtung Strafraum auf, verzögerte den Pass auf Manuel Jelmini gekonnt und spielte in letzter Sekunde ab. Sein Mitspieler konnte den Ball aber nicht richtig unter Kontrolle bringen und schoss den Ball aus durchaus aussichtsreicher Position auf das Tor. Nur wenige Zeigerumdrehungen später tauchte Beever Lachlan gefährlich vor Studer auf. Nach einer perfekten Ballannahme in den Raum war der Torabschluss aber weniger erfolgsgekrönt. Lachlan schoss den Ball direkt in die Hände von Studer. Die nächste gefährliche Szene von Kickers gehörte wiederum Lachlan. An der Seite tankte er sich durch, spielte den Ball von der Grundlinie in Richtung Elfmeterpunkt. Dort stand aber weder ein Langenthaler noch ein Luzerner. Noch 45 Minuten hiess es also immer noch Langenthal 0, Kickers 0.
Nach der durchaus faden Vorstellung in der ersten Halbzeit zeigte sich Langenthal vor allem zu Beginn der zweiten verändert. Dass Langenthal in der zweiten Hälfte gefährlicher wurde, muss sich Kickers teilweise auch auf die eigene Kappe schreiben. Während es in der ersten Halbzeit immer wieder Ballverluste im Mittelfeld der Kickers gab, kam es in der zweiten immer wieder zu gefährlichen Ballverlusten aus der Verteidigung heraus.
Mit etwas Glück konnte sich Kickers in dieser Spielphase aber aus der Umklammerung des Gegners retten und gar den Führungstreffer erzielen. Ein schnell ausgeführter Konter über Villiger und Würmli
führte am Ende zu Yahia Abaidia. Dieser erhielt in der 58. Minute aus 12 Meter Distanz den Ball und schloss mit einem scharfen Schuss in die linke untere Ecke, an Studer vorbei, ab. Ähnlich wie in der 52. Minute nahm Kickers in der 63. Minute nach einem Angriff und einem Flankenball über die rechte Seite wiederum Glück in Anspruch, dass der Langenthal-Stürmer in dieser Aktion den Kopf wiederum nicht richtig über den Ball brachte. Stattdessen landete der Ball via Kopf einige Meter neben dem Tor.
Ein weiterer Ballverlust von den Kickers in der 74. Minute führte wiederum dazu, dass Kisungu in der Mitte den Ball in der Manier eines Kickboxers mit dem Fuss ins Out befördern konnte. Während die Kräfte bei Kickers in den letzten Minuten zusehends schwanden (was auch der englischen Woche mit den Spielen am SA gegen Schötz und am MI gegen Bassecourts geschuldet war), erhielt der Gegner wiederum mehr Auftrieb.
Hätte Kickers in der zweiten Halbzeit den Treffer zum 2:0 gesucht, wäre man in dieser Spielphase wohl nicht mehr derart unter Druck geraten. Dass die Kräfte aber nicht nur bei den Kickers langsam nachliessen, zeigte sich in der 76. Minute, als Leandro Coelho Nunes den Ball eroberte und aus gut 25 Meter einfach Mal abzog. Nicht nur die Zuschauer sahen den Ball zuerst über das Tor fliegen, auch FCL-Torhüter Sascha Studer schien den Ball im ersten Augenblick zu unterlaufen. Dank seiner Grösse konnte er den Ball letztlich noch über die Latte lenken.
Fast wäre Studer aber zur tragischen Figur des Spiels geworden. In der 81. Minute scheiterte er beim Versuch, einen Mitspieler anzuspielen. Der Pass landete in den Füssen von Leandro Coelho Nunes, der den Ball nur noch an Studer hätte vorbei ins Tor schiessen müssen. Aber anstatt zu schiessen, versuchte Coelho Nunes den Torhüter zu umdribbeln, so dass Studer seinen Fehler wieder gut machen und den Ball krallen konnte. Es wäre vermutlich die Vorentscheidung gewesen.
Und so kam es zu den wohl längsten und unglücklichsten Minuten des Spiels für die Kickers. Zuerst hätte Sandro Villiger in der 92. Minute nochmals die Chance zum 2:0 für die Kickers gehabt, als der Langenthaler-Innenverteidiger einen Ball unterlief. Schade, dass Villiger in dieser Szene nicht etwas entschlossener den Abschluss suchte. Und so kam sie, die 94. Minute, die jedes Kickers-Herz schmerzt. Nach einem langen Ball in den Strafraum von Kickers konnte der Ball zwar zuerst aus der Gefahrenzone gebracht werden, allerdings war der Befreiungsschlag zu wenig konsequent. Der Ball landete wiederum in der gefährlichen Zone, in welcher Joel Scheidegger an den Ball kam. Via Ablenker landete der Ball dann zum grossen Ärgernis der Kickers-Anhänger im Tor. Der Frust? Er war nach dem Spiel riesig.
Aufstellung FC Langenthal: Studer Sascha, Isch Dario, Schubert Philip Torsten ©, Kurmann Christoph, Mzee Daniel, Kisa Eren, Mezger Yves, Bem (Cornelio Bem Henrique), Selmani Ardi, Rodriguez Michaël, Gemperle Gregory
Aufstellung Kickers: Beganovic Eldin, Kevin Kisungu, Kurmann Dario, Till Fischer, Kistler Marco ©, Beever Lachlan, Abaidia Yahia, Sandro Villiger, Leonardo Würmli, Jelmini Manuel, Leandro Coelho Nunes
Tore: 58. Minute 0:1 Yahia Abaidia (FC Kickers Luzern), 94. Minute 1:1 Joel Scheidegger (FC Langenthal)
Ersatz FC Langenthal: Scheidegger Joel, Abbatiello Emilio, Zimmermann Sven, Marinkovic Petar, Wolfinger Fabio, Jasari Driton
Ersatz FC Kickers Luzern: Strässle Nikolai, Dere Velat, Blagojevic Nikola, Raijc Kristian, Manuel Maumar Mauricio
Bericht: Marjana Ensmenger