Zum Hauptinhalt springen
Donnerstag 19. Juni 2025

Derby auf Tribschen

Bericht Luzerner Zeitung von René Barmettler: 

Ein Derby, das fast alle glücklich macht

Das Luzerner Tribschen-Duell endet mit 2:1 für den FC Kickers Luzern. Obergeissenstein hadert zu Recht mit der Schiedsrichterleistung.

Als Sandro Villiger in der 60. Minute vom Platz genommen wird, geniesst dieser seinen Abgang ausführlich. Klatscht ab, winkt, lässt sich ein Abschiedsgeschenk übergeben und nimmt dann Platz auf der Ersatzbank. Villiger hat nicht nur die beiden Treffer erzielt, die schliesslich zum 2:1-Sieg reichten, sondern auch eine Epoche für seinen Verein zu Ende geschrieben. Der 33-Jährige ist nun seit 25 Jahren Mitglied, hat 14 Saisons für die erste Mannschaft absolviert und 237 Meisterschaftsspiele für diese bestritten. «Ich hätte mir mein Karriereende nicht schöner vorstellen können», sagt der Offensivspieler. «Die Tage zuvor war ich angeschlagen, und deshalb bin ich froh, dass es zu diesem schönen Abschluss kam.»

Auch die Kulisse stimmte: Rund 600 Zuschauende erschienen voller Vorfreude im Tribschen-Stadion. Die Fans des SC Obergeissenstein liessen es sich nicht nehmen, die kurze Distanz von der Wartegg aus mit einem Fanmarsch zu zelebrieren. Mit Megafon und orangem Rauch machten sie auf sich aufmerksam, mit lauten «Hopp OG»-Rufen wurde das Quartier beschallt. Am Ende wurden die Gästefans für ihren stimmungsvollen Auftritt nicht belohnt. Nicht nur, weil ihr Team die paar Prozente nicht auf den Platz brachte, die es für den Sieg benötigt hätte.

Der SCOG kassierte einen ungerechtfertigten Foul-Penalty, den Villiger in der 53. Minute locker verwandelte. Fast im Gegenzug knallte Shan Meyer einen solchen an die Querlatte und verpasste den wiederum schnellen Ausgleich für sein Team. Der Schiedsrichter übersah weiter eine «Torhüterparade» eines Feldspielers auf der Kickers-Torlinie und ausserdem eine klare Tätlichkeit im Kickers-Strafraum. Beides hätte Elfmeter und Platzverweis nach sich ziehen müssen. Rot gab es dennoch in dieser turbulenten Schlusshalbstunde: Der eingewechselte Kickers-Offensivspieler Kelian Biyevanga lief von Anfang an zu heiss, kassierte schnell Gelb, und in der Nachspielzeit musste er vorzeitig die Kabine aufsuchen.

Emotionale Verabschiedungen

Diese Rumpeleien täuschen aber nicht darüber hinweg: Es war ein friedliches und gelungenes Fest, dieses Aufeinandertreffen. Eines, das fast alle glücklich machte. Ein OG-Fan meinte: «Eigentlich wäre ein 2:2 das beste Resultat. Dann könnte man bis spät in die Nacht gemeinsam feiern.» Trotz der Niederlage gaben sich die Spieler und der Trainerstaff von Obergeissenstein gefasst, gratulierten dem Gegner und übergaben Sandro Villiger vor der Partie ein Abschiedspräsent. Es war zugleich der Schlusspunkt von Manuel Haussener und Yves Halter, dem Trainerduo. «Ein Sieg hier wäre mein Traum gewesen. Wir haben trotzdem eine sehr gute Saison gespielt, obwohl wir jeweils schlecht in die Vor- und Rückrunde gestartet waren», sagte Haussener, der sein Amt nach zwei Jahren an Dragan Bijorac (Ex-Emmen und Rothenburg) übergibt. «Es war eine intensive Zeit, aber jetzt ist für mich Familienzeit angesagt.»

Verabschiedet wurde auch Kickers-Materialchef Adrian Stoppa, der die Wahnsinnsidee hatte, sich in dieser Bruthitze in Schale zu werfen. Sah zwar schick und elegant aus, doch er dürfte gelitten haben, liess es sich jedoch nicht anmerken. Auch Florim Zefi, lange Zeit Juniorentrainer und zuletzt Assistent von Trainer Pren Spaqi, gab seine Abschiedsvorstellung. Kickers Luzern hat den Abstieg aus der 2. Liga inter verdaut, «wir haben nun eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern», wie Sandro Villiger mit Genugtuung festhält und deshalb mit gutem Gewissen vom Ligafussball loslassen kann.

Villiger hatte verhindert, dass OG in der Schlussabrechnung die Spielzeit vor dem Stadtrivalen beenden konnte. Der 33-Jährige brachte sein Team in der 44. Minute verdient in Führung. Nach einem Corner glichen die Gäste durch Dion Komani noch vor dem Pausenpfiff aus. In der zweiten Halbzeit mussten die Equipen in der gleissenden Sonne ihre letzten Reserven anzapfen. Das bessere Ende behielt die Heimmannschaft für sich. Der Sieg wurde ausgelassen gefeiert, der Platz von den Kickers-Fans in Beschlag genommen. Der nachfolgende 5.-Liga-Match konnte deshalb erst mit einiger Verspätung beginnen.

Kickers Luzern – Obergeissenstein 2:1 (1:1) Tribschen. – 600 Zuschauende. – SR Bullakaj.

Tore: 44. Villiger 1:0. 45. (+1) Dion Komani 1:1. 53. Villiger (Foulpenalty) 2:1.

Kickers Luzern: Stoppa; Ignatov, Glatt, Fischer, Humbel (70. Biyevanga); Azevedo, Villiger (60. Tashi), Brzovic (46. Marek), Nikaj (79. Fankhauser); Aregger (87. Anselmi), Ahmed.

Obergeissenstein: Schrader; Mosses (79. Schneuwly), Dion Komani, Meier, Albisser; Meyer, Samuel Stalder (58. Uebelmann), Bassi (66. Kolenda), Mozzatti (79. Agovic); Michael Stalder; David Komani.

Bemerkung: 54. Meyer schiesst Penalty an die Latte. 94. Platzverweis (gelb-rot) Biyevanga.

2025 Derby Abschied Sandro
2025 Derby Abschied Sandro II
2025 Derby I
2025 Derby II
2025 Derby III
2025 Derby IV
2025 Derby V
2025 Derby VI
a2025 Derby Abschied Sandro I
b2025 Derby Abschied Florim
c2025 Derby Abschied Adi I
d2025 Derby Abschied Sandro III
e2025 Derby Abschied Sandro II
f2025 Derby Abschied Adi